23.04.2012
Eine Frauenministerin gegen Frauen
Kolumne im Donaukurier vom 19. April 2012

Politiker zu sein ist kein Job für Zartbesaitete und Arbeitsscheue.
Mitunter ist von Ministern die Rede, die rund um die Uhr im Einsatz sind. Allein Herr Schäubles Engagement in Sachen Euro ist schlicht sensationell. Sein Bemühen, immer mehr deutsche Steuergelder der Gegenwart und Zukunft in wärmeren Gefilden des Kontinents sicher zu verstauen, kann gar nicht genug gewürdigt werden. Auch von anderen Ministern ist bekannt, wie zuverlässig sie täglich zum Dienst am Volk erscheinen, wenn nicht gerade Wichtigeres ansteht.

Bezeichnend für Politiker ist deren sympathische Neigung, selbst die karge Freizeit im Sinne der Allgemeinheit zu nutzen. Dies trifft vor allem auf Kristina Schröder zu. Um ihre Privatsphäre zu wahren, hat sie einen Staatssekretär geheiratet, der selber dauernd unterwegs ist.
Und damit sie nicht vergisst, dass sie Familie hat, brachte sie letztes Jahr ein Kind auf die Welt. Das mag nicht überraschen, da sie ja Familienministerin ist. Was aber wenige wissen und jetzt sogar noch weniger glauben: Sie ist auch Frauenministerin. Das klingt irgendwie anachronistisch und lässt vermuten, Frauen würden nicht zu einer Familie gehören. Und von einer Männerministerin ist auch nichts bekannt. Seltsamerweise könnte man bei genauer Betrachtung eher zu dem Schluss gelangen, die Frauenministerin hätte was gegen Frauen. Denn so ziemlich alle Frauen wettern gewaltig gegen ihr Buch. Ihr Buch? Eine aktive Ministerin hat Zeit, um ein Buch zu schreiben? Nun, normalerweise natürlich nicht. Aber Frau Schröder setzt eben die richtigen Prioritäten und delegiert Fragen der Quote an Frau von der Leyen und Fragen der Finanzen an Herrn Schäuble.

Sie kann das mit gutem Recht tun, weil sie ja als Quotenfrau im Kabinett gelandet ist. Merkel suchte für ihr Dreamteam dringendst eine Frau. Haarfarbe, Gewicht, Lieblingsparfüm egal. Nur gebärfähig musste sie sein, um das Familienministerium glaubwürdig besetzen zu können.
Außer Schröder kam niemand in Frage. Und damit war das Thema Quote für sie auch erledigt. Deshalb konnte sie ein Buch schreiben, was alle Frauen auf die Palme bringt. In ihrem literarischen Erstlingswerk lässt sie die Welt auch wissen, wie sehr Frauen auf dem Holzweg unterwegs sind. Wie Frauen mehr Zugang zu Spitzenpositionen finden oder zumindest ebenbürtig bezahlt werden könnten, verrät sie nicht.
Zum Glück! Sonst hätte sie womöglich ihr Amt nicht nur besetzen, sondern auch ausüben müssen.

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