19.12.2014
Die größtmögliche Schandtat in einer Autonation
Kolumne im Donaukurier vom 19. Dezember 2014

Eigentlich hatte die ganze Welt gestern nur auf den Auftritt von Sebastian Edathy gewartet. Schließlich steht dieser Mann da wie ein ganz schlechter Drehbuchschreiber. Nur dass es eben tatsächlich passiert ist. Für die Union war der Donnerstag wiederum eher ein Highlight, weil sie zusehen konnte, wie die SPD sich selber zerlegt.
In dem Sachverhalt ist nämlich eines sicher: Es sind nur SPDler darin verstrickt. Und es stehen konträre Aussagen im Raum. Also hat irgendein SPDler gelogen. Wenn nicht gar mehrere. Schöner kann die Vorweihnachtszeit vor allem für die CSU gar nicht sein. Schließlich hat der Edathy-Horror immerhin den CSU-Mann Hans-Peter Friedrich aus dem Amt geschleudert. Weil er den Verdachtsmoment gegen Edathy schon im letzten Herbst dem SPD-Chef Gabriel gesteckt hatte. Aber wäre Edathy ein kluger Mann, hätte er bei seiner Pressekonferenz gleich zu Beginn gesagt, dass er nie ohne Führerschein Auto gefahren wäre. Damit hätte er einen wichtigen Etappensieg erringen können. Denn zeitgleich wurde publik, wie viel Dreck ein Marco Reus am Stecken hat. In einer Autonation wie Deutschland ist natürlich Fahren ohne Führerschein die größtmögliche Schandtat überhaupt. Dass der Dortmunder Reus jetzt noch irgendwann beim FC Bayern München landet, kann bis auf weiteres ausgeschlossen werden. In der Heimat von Audi und BMW ist so einer nicht willkommen. Zumal Reus auch noch in einem Aston Martin schwarzgefahren ist. Und wer diesen Kleinserienhersteller kennt, weiß auch:
Die schrauben zwei Sechszylinder-Motoren von Ford zusammen und nennen das Ganze dann tatsächlich Zwölfzylinder. Allein das rechtfertigt schon die Rekordstrafe von über einer halben Million Euro. Wo kommen wir denn hin, wenn selbst Menschen mit 200.000 Euro Nettomonatseinkommen einen Ford-Motor durch die Gegend kutschieren? Da ist es schon völlig Wurscht, ob nun mit oder ohne Führerschein.
Andererseits mag ein Automobilpurist natürlich fragen: Gilt ein leicht veredelter Ford eigentlich als richtiges Auto? Eigentlich nicht. Warum also ein Führerschein? Laut Herstellerangaben hat der Aston Martin nicht nur eine veraltete Technik, sondern auch ein Automatikgetriebe.
Im Prinzip muss man da nur lenken können, um so ein Auto zu bewegen.
Einen Führerschein wird Reus wohl nicht mehr machen können. Aber dafür hat die Autoindustrie versprochen: Bald kommt das selbstfahrende Auto.
Reus war quasi lediglich seiner Zeit voraus.

Zurück