25.06.2012
DFB-Rettungsschirm
Kolumne im Donaukurier vom 22. Juni 2012

Deutschland gegen Griechenland im Viertelfinale der Europameisterschaft. Als hätten Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut und Hans-Olaf Henkel den Spielplan erstellt. Damit die sportliche Dimension sich an die wirtschaftliche anpasst. Oder um einfach nur mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Da wirkt ein deutliches Ergebnis auf der Anzeigetafel bei weitem nicht so abstrakt wie irgendein Parameter, der sich mit Staatsverschuldung oder Zinskurven befasst. Aber erst mal bleibt festzustellen: Streng puristisch betrachtet hätte es zu diesem Viertelfinale gar nicht kommen dürfen.

Laut Regeldogmatikern hätte nämlich Dänemark unbedingt einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland. Den hätte ein Däne versenkt, weil er diesen Sport hauptberuflich ausübt und gegen staatstragende Fehlschüsse gar nicht versichert ist. Das wiederum hätte die deutsche Elf dermaßen verunsichert, dass ein Jungspund wie Bender gar nicht mehr hätte die eigene Hälfte verlassen dürfen. Weil ja alle sogenannten Erfahrenen in operative Hektik ausgebrochen wären, um noch ein Tor zu schießen. Doch weiß man leider spätestens seit dem Champions League Finale, dass just die Erfahrenen sich eher verfahren präsentieren, wenn sich zum Erfolgsdruck auch noch Zeitnot gesellt. Was zur kuriosen Folge hatte, dass sich der FC Chelsea für das Unvermögen der Opponenten rechtfertigen musste. Wer so destruktiv Fußball spielt wie Chelsea, müsse Startverbot in internationalen Wettbewerben haben. So oder so ähnlich urteilten weite Teile der Fachpresse.

Ähnliches kursiert derzeit über Griechenland. Die Hellenen hätten gar nicht vor, ein Tor zu schießen. Und wenn es dann doch passiert, sei es eben aufgrund schlampiger bis ungenügender Umsetzung der taktischen Vorgaben. So eine Mannschaft dürfe nie und nimmer ins Viertelfinale einziehen. Wenn es dann doch passiert, müsse das nicht als Belohnung für die Griechen angesehen werden, sondern als Bestrafung für die Polen und Ukrainer. Da gibt man den Randeuropäern schon mal die Gelegenheit, sich als lupenreine Fußballdemokratie zu präsentieren.

Und dann gehen sie so schändlich mit diesem Geschenk um. Die Griechen aber wollen unbedingt Europameister werden. Merkel verweigert nämlich weitere Hilfen über den ESM an die Griechen. Darum soll jetzt der Rettungsschirm des DFB angezapft werden. Die Kanzlerin wird beim Spiel anwesend sein. Ein gutes Omen. Für die Griechen.

Zurück