Kolumnen

Es knirscht wieder einmal gewaltig zwischen Deutschland und Bayern. Da hält ein Markus Söder seine erste Aschermittwochsrede in seiner Doppelfunktion als Ministerpräsident und Parteichef und schlägt dabei fast schon versöhnliche Töne an. Und doch geht sein Vortrag unter, weil andere Themen aus dem Nichts auftauchen und die Schlagzeilen bestimmen. Nicht nur das – zu allem Überfluss geht es auch um Sachverhalte, die im weiten Bayernland für Irritationen sorgen. 
Federführend dabei: ausgerechnet DFB-Trainer Löw. Dass dieser Mann überhaupt noch im Amt ist, ist ohnehin für viele ein Frevel nach der nicht ganz gelungenen Fußball-WM in Russland. Zumal das Aus nach der Vorrunde beileibe nicht den Tiefpunkt markierte, sondern nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu weiteren Tiefpunkten war. Die Fachwelt erwartete von Löw im Spätsommer nicht zu Unrecht das große Aufräumen im Kader. Doch Jogi beließ mehr oder weniger alles beim Alten und belohnte sich mit dem Abstieg in die B-Klasse der Nations League.
Zeitgleich zeigten sich viele Nationalspieler des FC Bayern enorm lethargisch in der Vorrunde der Bundesliga. Soziologen waren sich dabei nicht ganz einig: Wollte der FC Bayern lediglich mal eine Auszeit nehmen oder war das Phlegma eine Reaktion auf das schwache Abschneiden der CSU bei der Landtagswahl? Und wieso ließ Löw die FCB-Spieler trotz dürftiger Leistungen im DFB-Kader?
Die Rückrunde schien jedoch Jogi Löw Recht zu geben: Die Bayern-Stars entdeckten ihr Sieger-Gen wieder und holten den großen Rückstand in der Liga locker auf. Wenn auch mit großzügiger Unterstützung von Borussia Dortmund. Also war eigentlich klar, dass die Bayern-Spieler auch wieder zu einer Stütze für Löw werden. Doch der Bundestrainer reagierte nun auf die vielversprechenden Leistungen von Müller, Hummels und Boateng nicht mit einer Jobgarantie, sondern mit Rauswurf.
Und das auch noch vor dem wegweisenden Spiel gegen Liverpool! So ein antizyklisches Vorgehen ist wohl einmalig in der Geschichte des deutschen Fußballs. Dementsprechend harsch sind nun die Reaktionen aus München. Dass der FC Bayern über Jahrzehnte die Stützen der Nationalmannschaft stellte, war eine Art sportlicher Länderfinanzausgleich. Was will Löw nun mit seinem Affront bezwecken?
Sozialversicherungsexperten mutmaßen: Löw will nicht hinschmeißen, sondern rausgeschmissen werden. Vielleicht sollte Söder seine Aschermittwochsrede einfach nochmal halten. Aber erst nach Löws Rauswurf.