07.09.2016
De Maizière: Ein Innenminister, der die Verunsicherung beherrscht
Kolumne im Donaukurier vom 26. August 2016

Wie lautet die Abkürzung des doch sehr sperrigen Namens Lothar de Maizière? LDM würde auf der Hand liegen. Doch momentan trifft es EAV besser. Erste Allgemeine Verunsicherung. Wie weiland diese lustige Musiktruppe aus dem Nachbarland. Die hatte aber in den Achtzigern eher die Unterhaltung im Sinn. Die Verunsicherung, vor allem die allgemeine, beherrscht ein de Maizière besser. Der Innenminister hatte im Herbst schon vorgelegt. Damals hatte er mit einem Teil seiner Antworten die Bevölkerung verunsichert, obwohl der das Gegenteil vorhatte. Wahrscheinlich hat er da endgültig begriffen, dass ihm die Verunsicherung weitaus mehr im Blut liegt als alles Deeskalierende.
Vor allem weiß das Volk seitdem: Wenn der Innenminister sich zu Wort meldet, ist leise Panik angebracht. Denn mit achselzuckendem Ignorieren würde der Bürger Merkels Alarmanlage erst recht verärgern.
Wer weiß, was noch alles im Werkzeugkasten des Innenministers drinsteckt außer dem aktuellen Rat, Hamsterkäufe zu tätigen. Die Worte de Maizière haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Schon am Vormittag des Folgetages waren Hamster ausverkauft. Selbst auf Ebay ist der Markt leergefegt. Lediglich im Darknet kann man zu Höchstpreisen noch Hamster erwerben. Die stammen in der Regel aus fremden Quellen, so dass fraglich ist, ob Hamster aus anderen Kulturkreisen hier überhaupt Fuß fassen können. Das Innenministerium beobachtet diese Entwicklung mit höchster Aufmerksamkeit. Denn der Super-GAU wären Berichte über Fremdhamster, die auf deutschen Bahnhöfen einheimische Hamster belästigen. Nicht umsonst hat das Innenministerium jetzt eindringlich auf Alternativen hingewiesen. Als Plan B zum Hamster würden sich auch Meerschweinchen eignen.
Allerdings soll der folgsame Bürger nicht nur lebende Kuscheltiere horten, sondern auch noch solarbetriebene Radios und Akkus. Auf gut deutsch:
Strom könnte jederzeit zu einer exotischen Rarität werden.
Und langsam kapiert natürlich auch der allerletzte Stromhamster: Im Endeffekt gesteht die Bundesregierung damit auch das Scheitern der Energiewende ein. Merkels Panikreaktion nach Fukushima war eigentlich ihr allererstes Wir schaffen das. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Wann immer sich die Kanzlerin was vornimmt, geht es zwar schief, aber für den Bürger wird es teurer, jedoch auch ungemütlicher. Der Franzose tut sich da derzeit leichter. Der verbietet nämlich lieber Burkinis, bevor er Hamster bunkert.

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