30.12.2016
CSU: Kameraüberwachung gegen Mitgliederschwund?
Kolumne im Donaukurier vom 30. Dezember 2016
Eine Überschrift in einer überregionalen bayerischen Tageszeitung hat gestern für viel Aufsehen gesorgt: CSU und SPD verlieren Mitglieder.  
Das ist natürlich eine Horrormeldung sonders gleichen. Wie kann es sein, dass so alteingesessene Parteien mit vernünftiger Struktur Mitglieder verlieren? Und wieso geht man diesem Problem nicht nach und sucht nach Möglichkeiten, solche Schicksale in Zukunft zu vermeiden?  
Vor allem wäre mal zuvorderst zu ergründen: Wo genau gehen sie verloren? Bei der bayerischen SPD mag dies nicht so leicht zu eruieren sein. Weil sie ohnehin nicht so viele Mitglieder hat. Aber bei der CSU hat man mit dem politischen Aschermittwoch in Passau schon mal einen soliden Anhaltspunkt. Da der Alkoholkonsum dort leicht überdurchschnittlich ist und gerne auf nüchternen Magen erfolgt, schwindet die Wahrnehmung rasant. Dass da sich einer auf dem Rückweg vom Klo verirrt und der Partei verloren geht, ist nachvollziehbar.  
Ebenso mag der eine oder andere auf dem Heimweg verloren gehen, weil er eine falsche Ausfahrt nimmt und sich in einer völlig neuen Umgebung wiederfindet. Und daraus folgt schnell frustbedingtes Weitertrinken, so dass man gar nicht mehr willens ist, in der neuen Heimat dem CSU-Ortsverband beizutreten. Vielleicht sollte die CSU einfach mal die Verwandten der verlorenen Mitglieder kontaktieren. Sollten auch die nichts mehr von den Betreffenden hören, kann der Verlust schon mal nicht an der Partei liegen. Bei der Bayern-SPD könnte es hingegen womöglich eine Rolle spielen, dass manch ein Genosse sich nicht mehr vertreten sieht als Sozialdemokrat und sich deshalb freiwillig selbst beim Fundbüro abgibt. Versehen mit der Bitte ans Fundbüro, ja nichts der SPD zu verraten.
Die CSU macht nun jedenfalls Nägel mit Köpfen aus diesem Fiasko. Sie fordert mehr Kameraüberwachung überall. Für Verfechter von Freiheitsrechten ist das natürlich ein Affront. Aber wenn es darum geht, verloren gegangene Mitglieder aufzuspüren oder noch vorhandene Mitglieder vor dem Verschwinden zu bewahren, ist der CSU jedes Mittel recht. Man könnte sogar noch einen Schritt weitergehen und allen Mitgliedern eine sogenannte Bodycam mit Standleitung in die CSU-Zentrale verpassen. Auf Wunsch kriegt jedes Mitglied dann tagtäglich die Marschroute aufgezeigt. Wer sich da noch verloren vorkommt, dem bleibt zwecks Orientierung das neue CSU-Grundsatzprogramm namens Die Ordnung. Da sollte sich jeder schnell wiederfinden.
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