15.02.2019 17:08
Cathy Hummels oder eine Frauenzeitschrift zum Durchblättern
Kolumne im Donaukurier vom 15. Februar 2019

Artenschutz ist momentan in aller Munde. Doch wenn Artenvielfalt mit Themenvielfalt kollidiert, kommt schnell einiges durcheinander. Also muss schon genau hingeschaut werden, was wann wie geschützt werden soll. Die vom Aussterben bedrohte SPD ist schon mal nicht Gegenstand der Diskussionen. Im Gegenteil: Die Sozialdemokraten betätigen sich selber als Aktivisten in Sachen Rentner. Von einer Respekt-Rente ist die Rede. In Zeiten knapper werdender Kassen sollen Rentner individuell mehr Rente oder mehr Respekt oder beides bekommen.
Jedenfalls gilt es, dieses Thema bis Herbst am Kochen zu halten. Nach den drei Landtagswahlen im Osten könnte aber rauskommen, dass es doch nur zu mehr Respekt plus warmen Händedruck vom SPD-Ortsvorsitzenden reicht. Daher sollten die Sozis als Plan B sich jetzt schon auf die Bienen konzentrieren. Denn eines ist sicher: Der Rentner ist nur singulär vom Aussterben bedroht. Ansonsten kommen immer wieder welche nach. Ganz anders hingegen die Situation für die deutsche Biene: Durch den Globalisierungsdruck ist ein Hochlohnland wie Germany für Bienen nicht mehr rentabel. In rasendem Tempo vollzieht sich deshalb in vielen Haushalten der Schwenk von nahrhaftem Honig auf billige Nuss-Nougat-Creme. Mit gravierenden Folgen für die Volksgesundheit.
Mittlerweile ist selbst dem größten Ignoranten klar, dass Adipositas nicht der Name des griechischen Verteidigungsministers ist.
Mediale Konkurrenz bekam die Biene aber diese Woche von Hummels. Das ist kein falscher Plural für Hummel. Sondern der Nachname einer Frau mit Vornamen Cathy. Die Dame hat tagsüber ungefähr 36 Stunden Freizeit, weil sie ihren Mann zum Fußballtraining schickt und ihr Kind einem Kindermädchen in die Arme drückt. Sie selber zieht dann in der Regel zum Beispiel eine Hose und einen Pullover an und publiziert davon ein Foto im Internet. Dazu schreibt sie, dass sie eine Hose und einen Pullover anhat. Das sieht natürlich jeder, der das Bild anschaut. Aber solche Bilder von Frau Hummels schauen sich im Normalfall auch nur Mitmenschen an, denen das separat erklärt werden muss. Jetzt war Cathy vor Gericht wegen vermeintlicher Schleichwerbung. Dort bezeichnete sie sich als Frauenzeitschrift. So manch einer bezweifelte ohnehin, dass man sich mit ihr über sinnvolle Themen unterhalten kann. Aber jetzt herrscht Klarheit: Wer Cathy Hummels nicht ansprechen will, kann sie zumindest mit gutem Gewissen durchblättern. Auch ohne Abo.

 

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