18.06.2012
BND als Teppichlogistiker
Kolumne im Donaukurier vom 15. Juni 2012

Gewichtige Fragen stehen derzeit auf der politischen Agenda: Ist der BND ein zuverlässigerer Teppichlogistiker als DHL? Hält das Gomez-Hoch in der Ukraine an? Bekommt der FC Bayern noch echte Verstärkungen oder geht er mit einem frustrierten Robben in die neue Saison? Kriegt der FC Ingolstadt eine bessere Hinrunde hin als zuletzt? Wer sich auf all das substanzielle Antworten von Angela Merkel erhoffte, wurde bitter enttäuscht. Als hätte sich sie sich mental und emotional längst von Deutschland verabschiedet, ging sie in ihrer Regierungserklärung gestern auf irgendwelche Nebenkriegsschauplätze ein. Von einer Konferenz in Rio war die Rede und dass sie dort deutliche Worte sprechen wolle. Will sie sich die undeutlichen Worte für die Heimatfront aufheben? Dann kam aber ein sehr schönes verstecktes Eigenlob: Die ganze Welt blicke auf Deutschland. Immerhin etwas. Damit will Merkel wohl sagen: Ein Land, das sich sie als Kanzlerin leisten will und kann, muss schon gut drauf sein. Das stimmt auch. Spätestens da hätte sie mal ein paar Worte über die Kaderplanung des FC Bayern verlieren können. Aber nein, stattdessen rüffelte sie die Spanier und überhaupt das ganze Schuldengesocks. Als ob die nicht wüssten, dass sie für ihren Schuldenberg keine Guthabenzinsen kriegen. Wer sich allerdings substanzielle Antworten vom Oppositionschef Steinmeier erhoffte, konnte genauso einpacken. Die Frau Merkel würde sich in die Furche legen, warf er ihr vor. Man sah sich sofort an das Wundliegen erinnert, dass Mehmet Scholl beim Torjäger Gomez nach dem Portugal-Spiel befürchtet hatte. Damit liegt Steinmeier auf einer Linie mit EU-Chefanimateur Barroso. Der Portugiese will Rache an der Pleite von Ronaldo und Konsorten. Deutschland solle endlich den ganzen EU-Mist bezahlen. Quasi als Reparation für das 0-1 von letzter Woche.

Aber so geht es ja wirklich nicht. Merkel müht sich ab wie eine Nanny, die den verzogenen Schrazen beibringen will, dass sie das Taschengeld nicht wieder im Flipperkasten versenken. Und dafür kriegt sie, um es mal wie Gomez auszudrücken, dauernd in die Fresse. Das geht auf Dauer auf keine Kuhhaut und auf eine Merkelhaut auch nicht. Darum schwänzt Merkel auch das G-20-Treffen. Dort geht es nämlich nur Banalitäten wie Klimawandel und so Zeug. Die Chinesen und Amerikaner denken ohnehin nicht daran, ihren Raubbau am Planeten einzustellen. Dann sollen sie aber auch das G-20-Wundliegen gefälligst unter sich ausmachen.

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