20.09.2019 12:15
Bildung: Der inländische Rohstoff Nummer 1!
Kolumne im Donaukurier vom 20. September 2019

Das kleine Lagerfeuer, das neulich in der saudi-arabischen Ölproduktion gelegt wurde, hat auch hierzulande die Nerven strapaziert. Gerade Bayern hat in der jüngeren Geschichte durch den Ausfall einer Großraffinerie gemerkt, wie verwundbar die Abhängigkeit von orientalischen Rohstoffen sein kann. Die Nation fragt sich nun:
Wie steht es um den inländischen Rohstoff Nummer eins? Die Kanzlerin wird seit ihrem Amtsantritt nicht müde, die Wichtigkeit des Rohstoffs Bildung zu betonen. Und Lehrermangel hin, marode Schulgebäude her: Das Land kann mit seinem Vorzeige-Rohstoff richtig auf den Putz hauen. Die neuesten Erhebungen geben nicht nur Anlass zu Optimismus, sondern sorgen weltweit für Erstaunen und Bewunderung. Denn die Antwort, die Germany auf Niedrigzinsen und Klimawandel bietet, ist hochspektakulär:
Die Zahl der Einser-Abiturienten ist nicht gestiegen, sondern förmlich explodiert. Mehr als jeder Vierte (und natürlich jede Viertin) hat eine Eins vor dem Komma. Glücklicherweise ist der Intelligenz-Segen ein bundesweites Phänomen. Kein Bundesland braucht sich abgehängt fühlen. Lediglich Baden-Württemberg hat es ein bisschen erwischt. Dort sank die Quote geringfügig. Konservative Bildungspolitiker führen das auf die nun schon achtjährige Regentschaft der Grünen zurück. Alle Schüler in das gleiche Schema pressen zu wollen fordert laut deren Meinung seinen Preis. Die Hardliner sind fest der Meinung: Die Schwächeren bremsen die Stärkeren aus. Und alle wollen aufs Gymnasium.
So dass am Ende die Guten bei der Zahl 99 und dem zwölften Buchstaben des Alphabets hängen bleiben, weil in der Klasse einige immer noch nicht zwischen Zahlen und Buchstaben unterscheiden können.
Seltsamerweise ist der Deutsche Hochschulverband nicht begeistert über diese Leistungsexplosion von Flensburg bis Garmisch. Denn viele Studienanfänger wären gleich im ersten Semester schockiert, was für hohe Erwartungen an der Uni herrschen würden. Die Studenten würden nämlich fest davon ausgehen, dass der Notensegen nahtlos weitergeht.
Und zwar unabhängig von jeglichen Leistungsnachweisen. Es ist daher anzunehmen, dass bald in Prüfungen gegoogelt werden darf.
Universitäten müssen folglich verstärkt ins IT-Netzwerk investieren.
Neurologen haben nämlich herausgefunden: Ohne WLAN bricht bei Einser-Abiturienten oft das vegetative Nervensystem zusammen. Besorgte Eltern hingegen hoffen, dass für das Abitur demnächst die Mittlere Reife ausreicht.

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