25.06.2021 06:43
Auf nach Wembley!
Kolumne im Donaukurier vom 25.06.2021

Das Triple ist perfekt: Erst kam 1978 die „Schmach von Cordoba“ mit dem 2-3 gegen Österreich. Es folgte 1982 die „Schande von Gijon“ mit dem 1-0 gegen Österreich. Die Schande bestand darin, dass das Vorrücken beider Teams in die Zwischenrunde sichergestellt war mit diesem Ergebnis. Das Nachsehen hatten seinerzeit die Algerier, die sich bekanntlich erdreistet hatten, gegen Deutschland gewonnen zu haben. Überhaupt die Umstände: Es war heiß in Spanien. Es gab weder Instagram noch Playstation. Da lag es auf der Hand, wenn ein Weiterkommen der Österreicher von deutscher Seite erwünscht war. Weil die Österreicher nämlich damals schon die deutsche Sprache im Gegensatz zu den Algeriern hervorragend beherrschten. Und so macht das dritte Glied des Triples Sinn: Am Mittwoch gab es das „Regenbogen-Chaos von München“. Also ein 2-2 gegen die Ungarn, die durch ihre historische Verbundenheit mit Österreich eigentlich auch schon wieder zu den deutschen Lieblingen zählen. Aber eben nur eigentlich. Denn der Sport war diesmal nur Nebensache. Das zeigt schon die Tatsache, dass Josua Kimmich zum „Star of the Match“ gekürt wurde, obwohl selbst der ungarische Zeugwart mehr zum Spielfluss beigetragen hatte als die komplette deutsche Mannschaft. Hauptanliegen war schließlich, die Stadionaußenhaut in Regenbogenfarben zu präsentieren. Das wiederum erklärt den seltsamen Auftritt der deutschen Mannschaft. Warum sollten auf Effizienz getrimmte Profis ein Feuerwerk der Ideen auf dem Rasen abliefern, wenn sich die ganze Welt nur auf die Außenfassade der Allianz Arena konzentriert? Das Spiel gegen Portugal dürfte daher eher als Referenzwert gelten, wozu diese Truppe imstande ist. Ein Sieg gegen Ronaldo & Co. war Pflicht. Und diese Pflicht wurde souverän erfüllt. Zumal die Portugiesen in Führung gingen und sich dann dachten: „Wenn Hummels gegen Frankreich ein einziges Eigentor schießt, schießen wir gegen Hummels eben mindestens zwei.“ In welcher Farbe das Stadion leuchtet, war Ministerpräsident Söder wie auch Münchens Oberbürgermeister Reiter egal. Warum? Weil Portugal politisch einfach Ruhe gibt. Die Portugiesen sind froh, dass Brüssel auf die Einhaltung von Regeln pfeift und die Notenpresse auf Vollgas lässt. Alles andere überlassen sie Ronaldo. Und dass gegen England in London gespielt wird, ist auch von Vorteil für Deutschland. Denn wie eine martialische Anti-Brexit-Stadionfassade aussieht, ist bislang gänzlich unerforscht.

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