22.02.2019 15:11
Angebot an England: Champions League-Finale statt Brexit
Kolumne im Donaukurier vom 22. Februar 2019

Der Mitarbeiter der Woche im Freistaat ist eindeutig Mats Hummels. Wie er die Ehre Bayerns gerettet hat im Duell mit Liverpool, verdient uneingeschränkte Anerkennung. Im Vorfeld war Hummels eher noch als Schwachpunkt ausgemacht worden. Nicht wenige Experten rechneten mit einer zweistelligen Niederlage des Rekordmeisters. Und so ließ Liverpool-Trainer Klopp seine Angreifer munter, aber vergeblich die Seite von Hummels attackieren. Insgeheim gingen die Liverpooler davon aus, nach zehn Minuten schon einen beruhigenden 5:0-Vorsprung herausgeschossen zu haben. Darauf aufbauend hätten die Engländer die restlichen 80 Minuten entspannt angehen können. So aber überraschte und überzeugte der FC Bayern auf ganzer Linie. Atmosphärisch hat Deutschland mit dem Auftakt des Champions League-Achtelfinales damit viel erreicht: der FC Bayern hat alle Chancen aufs Weiterkommen.
Dortmund hat mit dem 0:3 gegen Tottenham signalisiert, dass Engländer gern gesehene Gäste im Ruhrgebiet sind. Und Schalke hat auch erst gegen Manchester City verloren, als keiner mehr damit rechnete. Obwohl kurz vor Anpfiff keiner mit einer Schalker Führung gerechnet hatte.
Und damit rückt die politische Dimension in den Mittelpunkt: Siege der deutschen Teams hätten nämlich angesichts des Brexit-Desasters ein verheerendes Signal nach Brüssel gesendet. Wieder wäre die Rede gewesen vom rücksichtslosen Deutschen, dem europäische und britische Befindlichkeiten egal sind. Dabei ist die deutsche Wirtschaft alles andere als erfreut über die Ungewissheiten rund um den Brexit.
Auf der anderen Seite wissen auch die englischen Teams nicht, wie es in der Champions League weitergeht, falls Ende März der Brexit fixiert wird bei gleichzeitigem Weiterkommen englischer Mannschaften: Wie werden Heim- und Auswärtstore von Briten gegenüber Vereinen aus der EU zolltechnisch behandelt? Wird ein 1:0 dann überhaupt als Sieg gewertet? Dürften deutsche oder italienische Vereine nach verkorksten Hinspielen den Briten Visa verweigern und dadurch ohne Rückspiel ins Halbfinale vorrücken? Oder gibt es noch einen Kuhhandel zwischen der englischen Regierung, der EU und der UEFA? Vielleicht sollte die deutsche Regierung ein glasklares Angebot machen: Verzichtet England auf den Brexit, dürfen zwei englische Teams das Champions League-Finale bestreiten. England bliebe in der EU und Europa sähe ein packendes Endspiel. Und der FC Bayern könnte sich auf die Meisterschaft konzentrieren.

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