29.01.2021 18:49
007 : Lizenz zum Nachdrehen 
Kolumne im Donaukurier vom 29.01.2021

Das Virus hat der Menschheit viel Leid und Ärger beschert. Doch ein Vertreter einer besonderen Risikogruppe kam bislang zu kurz in der Diskussion: James Bond. Der Mann hat es sowieso schon nicht leicht. Ein Geheimdienstler, auf den es viele Schurken abgesehen haben und der deswegen um besondere Diskretion bemüht ist. Aber gleichzeitig wird er von allerhand hochwertigen Kameras begleitet, was seine Bemühungen um Privatsphäre alles andere erleichtert. Alles in allem bewegt sich Herr Bond also in einem sehr kostenintensiven Umfeld. Daher braucht so ein Geheimdienst beziehungsweise die ihr angeschlossene Filmproduktionsfirma Sponsoren, um einen ordentlichen Imagefilm produzieren. Der Versuch, den letzten Bond-Streifen über eine Art Spionage-GEZ-Gebühr zu finanzieren, hat leider nicht geklappt. Glücklicherweise sind Sponsoren sehr spendabel, wenn es darum geht, einen nicht-öffentlichen Geheimdienst der Öffentlichkeit zu präsentieren. So ein 007 braucht schließlich Auto, Uhr, Laptop und Smartphone. Und auch noch Sportschuhe, falls er mal zu Fuß fliehen oder Ganoven verfolgen musss. Und genau da beginnt das Corona-Dilemma: Der längst abgedrehte Film sollte eigentlich vor knapp einem Jahr ins Kino kommen. Dann wurde der Herbst anvisiert. Jetzt verschiebt sich der Start wieder. Die Folge: All das schöne Sponsoren-Zeug ist längst auf dem Markt und braucht keinerlei Bond-PR mehr. Ohne Sponsoren-Kohle haut es allerdings die Finanzierung zusammen. Also braucht es nun womöglich Nachdreh-Möglichkeiten, um die allerneuesten Produkte vernünftig zu platzieren. Das kann aber auch zu Veränderungen im Drehbuch führen, damit das Werk politisch korrekt und glaubwürdig bleibt. So muss der gute James jetzt natürlich ein E-Auto fahren bei den Verfolgungsjagden. Sonst riskiert er einen weltweiten Boykottaufruf von Greta, Luisa & Co. Das wird aber dazu führen, dass Bond bei Vollgas nach wenigen Minuten ohne Saft da steht und dem Gangster die erfolgreiche Flucht in einem rostigen Kleinwagen ermöglicht. Außerdem braucht sich der hutlose Schlapphut auch in keiner Szene ohne FFP2-Maske zeigen, wenn er sich keinen Rüffel von Gesundheitsminister Spahn einfangen will. Ganz zu schweigen vom Mindestabstand bei den üblichen Schlägereien. Die bitterste Note wird aber sein: Ein einsamer Bond in einer leeren Hotelbar. Es wird weder gerührt noch geschüttelt. Und in der letzten Szene beschließt er eine Umschulung. Zum Außendienstler für Biontech.

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