14.06.2014
Blatters Scheckbuchdiplomatie
Kolumne in der Abendzeitung vom 14. Juni 2014

Was mag sich Sepp Blatter bei dem ersten Tor dieser WM gedacht haben?
Vielleicht hat er sich gefreut, weil es ein Brasilianer geschossen hat. Aber da es ein Eigentor war, ist ein gewisser Symbolcharakter für die FIFA nicht zu leugnen. Denn Blatter wird weltweit nur noch als Oberdespot einer Gewinnmaximierungssekte angesehen. Das muss man erst mal schaffen. Überhaupt ist es ein Wunder, dass Blatter so eine schlechte Presse hat. Viele, die ähnlich vorgehen, halten sich nicht mal so locker über ein paar Jahrzehnte. Im Prinzip hat Blatter das Urprinzip der deutschen Außenpolitik für sich zum absoluten Credo erklärt:
Scheckbuchdiplomatie. Nett lächeln, Geld in Aussicht stellen, und schon fügen sich die Dinge nach Wunsch. Deutschland will nur seine Ruhe, Blatter will nur seine Macht. Dank demokratischer Strukturen innerhalb der FIFA haut das auch prima hin. Denn die Stimme einer unbewohnten Inselgruppe oder eines Pseudostaates mit 28 Einwohnern hat genauso viel Gewicht wie die des DFB. Undemokratisch wird es in der FIFA somit erst, wenn mal die Sponsoren abspringen. Also nie. Geld regiert nicht nur die Welt, sondern auch die Fußballwelt. Soll keiner behaupten, die FIFA sei ein Paralleluniversum.

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