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Von Gehhilfen und Kinderrollern
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 1.11.2024
Messerverbotszonen erfreuen sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig zwingen diese Zonen die Verbrecher zu intellektuellen Höchstleistungen. Schließlich muss man jetzt immer gut überlegen, wo man sich rumtreibt, wenn man ein Messer dabeihat. Gegenden, in denen Messer erlaubt sind, können aber auch mitunter Zustechverbotszonen sein. Aber wie so oft greift nun ein bekanntes Phänomen um sich: Echte Halunken umgehen das Messerverbot, indem sie beispielsweise zum Hammer greifen. Oder dann ab dem 11.11. bis zum Faschingsdienstag zu einem Schwert oder Säbel mit dazugehörigem Piratenkostüm. Frau Faeser wird also die Liste mit verbotenen Stich-, Hau-, Stoß- oder Wurfgegenständen täglich erweitern müssen. Wie lang diese Liste schlussendlich wird, mag niemand seriös berechnen. Denn der Kreativität der Aggressoren sind keine Grenzen gesetzt.
Ein Beispiel von dieser Woche aus dem Berliner Stadtteil Köpenick mag dies veranschaulichen. Im Zuge der in Großstädten beliebten Kennenlernveranstaltungen verschiedener Kulturkreise hat sich die Kommunikation in Köpenick nämlich wieder einmal auf die nonverbale Ebene verlagert. Dass die sprachlichen Grenzen schnell erreicht sein würden, darf daher nicht überraschen. Die ethnische Zusammensetzung der ungefähr 100 Personen hätte an sich gepasst für einen bunten Abend. Laut Berliner Zeitung sind es Syrer, Serben, Kosovaren und Leute ungeklärter Herkunft gewesen, die irgendwie nicht mehr zu einem gemeinsamen Nenner finden wollten. Die Hundertschaft der Polizei, die anrücken durfte, hat jedenfalls nicht klären können, ob der Anlass der Meinungsverschiedenheiten die aktuellen Probleme des VW-Konzerns oder doch eher die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge war. Lobend zu erwähnen ist aber: Alle Diskutanten sind in ihren Ausführungen ohne Messer ausgekommen. Was nicht so löblich ist: Als Meinungsverstärker sind Gehhilfen und Kinderroller im Einsatz gewesen! Das ist natürlich der ohnehin um sich greifenden Verunsicherung nicht zuträglich. So manch einer wird jetzt schnell die Straßenseite wechseln, wenn eine Person im annähernd dreistelligen Alter mit Gehhilfe gesichtet wird. Ganz zu schweigen von der Panik, die um sich greift, wenn ein Knirps im Kinderroller unterwegs ist. Für Frau Faeser kann das nur eines bedeuten: Senioren und Kinder gehören verboten – zumindest in den Messerverbotszonen.