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Starkbier contra Cannabis

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 15.03.2024

Es ist Starkbierzeit. Da gebietet es der Anstand, dass sich bayerische Spitzenpolitiker bei lokalen und regionalen Starkbieranstichen blicken lassen. Wenn zeitgleich aber die Bundesregierung eine Art Cannabisanstich plant, kann das in der bayerischen Staatsregierung natürlich nicht so einfach hingenommen werden. Daran lässt Ministerpräsident Söder keinen Zweifel. Seine Linie ist eindeutig: Was in Deutschland erlaubt ist, muss noch lange nicht in Bayern erwünscht sein. Deshalb hat Markus Söder seiner Gesundheitsministerin den Auftrag erteilt, Hanf-Fans legale Daumenschrauben zu verpassen. Judith Gerlach hat diese Woche klare Worte gesprochen: „Bayern wird mit Sicherheit kein lauschiges Plätzchen zum Kiffen.“ Bayern ist nun mal traditionell ein Bierland und kein Drogenland. Da wäre es auch volkswirtschaftlich ein Wahnsinn, wenn beispielsweise die Starkbierfeste mit leeren Sälen zu kämpfen hätten, nur weil das potentielle Publikum zugekifft gar nicht mehr imstande ist, den Weg zur Starkbiermaß zu finden.
Dabei hat ja die Bundesregierung durchaus gute Argumente für die Freigabe von Cannabis. Die Ampelkoalition will mit ihrer Energie- und Transformationspolitik Deutschland als ökonomisches Schlusslicht in der EU etablieren. Das lässt sich mit einem zugedröhnten Volk wesentlich leichter bewerkstelligen. Zum anderen ist da die neue Realität: Deutschland wird zum Streikland. Speziell im Bahn- und Flugverkehr ist ein gekauftes Ticket längst nicht mehr das Versprechen, jemanden zum vorgesehenen Zeitpunkt an einen vorgesehenen Ort zu transportieren. Das heißt: Die Leute kommen gar nicht mehr weg von zu Hause, um mal was zu erleben. Denn die streikbedingten Dauerstaus machen die Republik zur Tempo-30-Zone. Dafür gibt es dann bald lustige Szenen im Straßenverkehr mit Cannabis-gedopten Autofahrern. Das Cannabis kann dazu führen, dass Verkehrsampeln und -schilder nicht als strikte Anweisung, sondern als Empfehlung gedeutet werden. Auch da kann Bayern als Premium-Autoland nicht tatenlos zuschauen. Aber vielleicht findet sich ein vernünftiger Kompromiss: Die anderen Bundesländer verpflichten sich zum jährlichen Erwerb einer größeren Menge von bayerischem Starkbier. Dafür akzeptiert Bayern, dass die Bundesregierung bundesweit gültige Gesetze macht. So wird jeder nach seiner Fasson nicht nur selig, sondern zugedröhnt.