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Söder und die Pandakratie

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 29.03.2024

Dass bayerische Ministerpräsidenten China einen Besuch abstatten, hat Tradition. Schon Franz Josef Strauß besuchte 1975 den bei Linken im Westen bis heute bewunderten Mao Tse-Tung. Dieser Mao hat sich sehr verdient gemacht um den Kommunismus. Experten zufolge ließ er ungefähr 40 Millionen Landsleute verhungern. So was läuft im Kommunismus unter vernachlässigbarer Nebenaspekt. Strauß machte sich aber erst nach China auf, als Mao sein Riesenreich längst gegen die Wand gefahren hatte. Vielleicht wollte der Ober-Bayer dem Über-Chinesen bayerische Produkte von BMW bis Hofbräubier schmackhaft machen, damit die Chinesen auch mal was vom Leben haben. Die konsequente Fortsetzung dieses Gedankens war Edmund Stoibers Reise 2003 ins Reich der Mitte. Da war die bayerische Wirtschaft längst sehr gut verankert vor Ort. Im Vordergrund müsste daher der Transrapid gestanden haben. Dieses Spitzenprodukt sollte ja seinen Durchbruch in China feiern. Was insofern bestens gelungen ist, weil ja die Bahn an sich in China als hocheffizientes Verkehrsmittel gilt. Die Chinesen können es auch gar nicht begreifen, dass die Bahn in Deutschland eher Synonym für Dauerstreik und Stillstand ist.
Zwecks wirtschaftlicher Belange hätte sich Markus Söder jedenfalls nicht aufmachen müssen nach Fernost. Denn China ist längst die wirtschaftliche Großmacht schlechthin. Die Überzeugung, dass es der Stimmung im Lande nicht guttut, wenn man Millionen Insassen des Landes verhungern lässt, hat sich vollends durchgesetzt. Dementsprechend hat Söder ganz andere Schwerpunkte gesetzt wie weiland Strauß und Stoiber. Seine offiziellen Termine waren allesamt Gesprächsrunden mit Pandabären. Die Viecher waren sehr angetan vom Ministerpräsidenten. Nur deshalb überreichten sie Söder einen Plüsch-Panda zum Abschied. Ein bisschen über sich selber soll sich Markus Söder aber geärgert haben. Weil er bislang nicht auf die Idee gekommen war, seinen Staatsgästen einen Plüsch-Söder als Zeichen der Verbundenheit mitzugeben. Da darf die Merchandising-Abteilung der Staatskanzlei mit einem baldigen Anruf des Chefs rechnen. Diplomatisch gesehen ist es ein kluger Schachzug, in China lieber mit Pandas statt mit Spitzenpolitikern zu plaudern. Dadurch kann das Thema Menschenrechte komplett außen vor bleiben. Bei den Pandarechten ist China nämlich absolute Weltklasse.