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Söder dönert
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 26.07.2024
Es ist der Sommer der Mega-Events in Deutschland. Volkssängerinnen wie Taylor Swift oder Adele locken Millionen in urige Städte wie Gelsenkirchen oder München. So kommen tatsächlich nicht wenige Leute aus den USA nach Germany, weil sie ein Swift-Konzert in Deutschland trotz Flug- und Hotelkosten immer noch billiger kommt als ein Ausflug in die nächste Großstadt in der Heimat. Doch wie viele aus dieser Anhängerschaft schaffen es zu einem persönlichen Treffen mit ihrem Idol? Da stehen die Chancen bei null. Aber es gibt auch Mega-Stars, die Fans live treffen wollen und dabei erfreulicherweise auch aufs Singen verzichten. Besonders hervorzuheben ist da besonders der Bayerische Ministerpräsident. So haben sich nach Söders Worten 45000 Fans für ein Döner-Essen mit ihm angemeldet. Damit ist Markus Söder durchaus in einer Stadion-Liga mit Schlagerhelden wie AC/DC. Es wäre im bayerischen Staatshaushalt auch sicher ein Sonderetat unter dem Codenamen Fleischspieß machbar gewesen. Der CSU-Chef scheitert aber leider an der maroden Infrastruktur hierzulande. Dass nur 40 Personen statt der 45000 in den Genuss des Söderschen Imbiss-Spektakels kommen werden, liegt schlicht an den Kapazitäten. Döner-Freak Söder findet einfach keine Dönerbude, die in einem engen Zeitfenster 45000 Döner liefern kann. Menschenfreund Söder hat sich dafür was einfallen lassen für die enttäuschten Nichtteilnehmer: Es gibt jetzt offizielle „Söder Kebab“-Shirts. Von denen werden 500 Stück unter den Söder-Ultras verlost. Diese Art der Volksnähe in Kombination mit kulinarischem Erweckungserlebnis plus Shirt-Tombola sollten sich andere Politiker auch zu Herzen nehmen. Gerade der als unterkühlt geltende Kanzler könnte auf diese Weise Punkte sammeln. Hat er doch diese Woche auch angekündigt, dass er bei der nächsten Bundestagswahl nicht nur antreten, sondern auch gewinnen werde. Wie wäre es mit einem Scholz-Burger, der im Namen schon eine gewisse Bürgernähe andeutet und mit einem Burgermobil die Hackfleischlappen an den Mann und an die Frau bringt? Söders Antwort darauf wäre wahrscheinlich eher ein Monstertruck mit 50 parallel geschalteten Dönerspießen. Denn der Kanzlerkandidat der Herzen entfaltet natürlich eine ganz andere Wucht als der Kanzler. Oder wie es ein Feingeist einst formuliert hatte: Der Döner ist der Bruce Lee unter den Wurstsemmeln.