Kolumnen

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Sitzrasenmäher

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 09.02.2024

Stimmungsmäßig ist die FDP auf Augenhöhe mit der SPD. Der Unterschied ist: Während sich die SPD zumindest auf Bundesebene noch oberhalb der Fünf-Prozent-Hürde bewegt, haben es sich die Liberalen schon bei vier Prozent ungemütlich gemacht. Wie für Unternehmen gilt auch für Parteien: Findet sich kein Alleinstellungsmerkmal, wird ein Bestehen am Markt immer schwieriger. Und ruckzuck ist man tatsächlich ganz allein. Justizminister Buschmann will sich aber diesem unseligen Trend nun breitbeinig entgegenstellen. Er plant einen extraordinären Befreiungsschlag, der bis dato tief verborgene Aufwärtskräfte entfesseln könnte: eine Versicherungspflicht für Sitzrasenmäher! Dieses edle Gefährt ist schließlich nicht nur in Millionen Haushalten die Stilikone schlechthin im Geräteschuppen. Es ist auch ein Sinnbild für Souveränität, Freiheit an der frischen Luft und Mobilität im grünen Bereich. Wenn unlängst Riesentraktoren der Bundesregierung das Fürchten gelehrt haben, sind Sitzrasenmäher praktisch die kleinen Brüder der Agrarkolosse. Eine Versicherungspflicht kommt da einem Ritterschlag gleich. Der Justizminister signalisiert damit: Ihr rasenmähenden Völker da draußen, wir haben verstanden!
Ein Fahrzeug ist ja erst dann ein vollwertiges Fahrzeug, wenn es ein eigenes Nummernschild hat. Ein Auto ist ja ohne Kennzeichen nur ein Blechhaufen, der darauf wartet, gekauft oder verschrottet zu werden. So wie es bei einer Personenkontrolle auch nicht vertrauensfördernd ist, den Personalausweis nicht zeigen zu können, weil dieser schlicht nicht vorhanden ist. Seltsamerweise ist die Versicherungswirtschaft nicht begeistert von dieser bahnbrechenden Idee. Die bisherige Lösung, den Sitzrasenmäher über die allgemeine Haftpflichtversicherung mitlaufen zu lassen, hätte sich als effizient erwiesen. Aber geht es in der Wirtschaft wirklich um Effizienz? Nicht umsonst heißt es: Wirtschaft besteht zu 50 Prozent aus Psychologie – aber zu mindestens 70 Prozent ist sie eher Kopfsache. Und der Sitzrasenmäher ist nun mal auch das SUV unter den Rasenmähern. Die SUVs draußen in freier Wildbahn geraten immer mehr unter Druck: Die Politik will sie aus den Städten verbannen. Aber auf eigenem Grund und Boden ist der Sitzrasenmäher autark. Mit einem eigenen Kennzeichen signalisiert das Mäh-Cabrio: Die Zeitenwende kann kommen – und der Rasen erst recht!