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Parken for Future

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 13.12.2024

Drei Stunden Gratisparken in bester Lage – davon träumt der durchschnittliche Automobilist, seit es beste Lagen und Autos gibt. Die bayerische Staatsregierung lässt nun diese Träume wahr werden. Zwei kleine Einschränkungen gibt es allerdings: Die Fahrunterlage sollte ein (im Optimalfall bayerisches) E-Auto sein. Und man muss sich erst mal in die beste Lage begeben. Das kann schon mal eine mehrstündige Fahrt nach sich ziehen. Was in dünn besiedelten Ecken schon wieder problematisch werden könnte mit einem E-Auto bezüglich Suche nach einer Lademöglichkeit. Was wiederum egal ist. Weil man ja nicht nur in der Großstadt, sondern überall, wo es normalerweise Geld kostet, diese drei Stunden kostenlos herumstehen darf. Wobei das nicht ganz stimmt. Parkhäuser in öffentlicher Hand sollen davon ausgenommen sein. So manch einer oder eine, der/die diesen Bonus der Staatsregierung mitnehmen will, wird also in Zukunft etliche Parkhäuser ignorieren. Jedenfalls dürfte diese CSU/FW-Entscheidung das Bild der bayerischen Innenstädte deutlich verändern. Karawanen von E-Autos werden im Schritttempo ihre Kreise ziehen auf der Suche nach einem Parkplatz. Eine völlig neue Art von Öko-Tourismus wird verödeten Ortskerne beleben. Und es wird leiser. Denn E-Autos sind einfach weniger redselig als die klassische und laut telefonierende Shoppingqueen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck will sogar dieses Angebot noch erweitern und denkt an 1000-Euro-Gutscheine für E-Auto-Käufer. Damit soll aber kein neuer Heckspoiler finanziert werden, sondern der benötigte Strom. Wer jetzt immer noch nicht bereit ist, ein paar Jahresgehälter für ein E-Auto auszugeben, muss schon ein seltsamer Kauz sein. Die bayerischen Kommunen sollen aber nicht begeistert sein über die Gratisparkerei, weil Einnahmen verloren gingen. Die Staatsregierung will aber womöglich gar nicht die Kommunen ärgern, sondern dem Volk zeigen: „Seht her, es braucht gar keine Grünen – wir sind grün genug!“ Allen voran die CSU versteht sich als Volkspartei. Was ja nicht anderes heißt als in etwa: „Wir decken eh alles ab – die anderen Parteien sind eigentlich komplett überflüssig!“ Und für den Bundestagswahlkampf hat Markus Söder bestimmt noch einen Trumpf im Ärmel: Gratis drei Stunden in der Innenstadt Döner essen für alle, die nicht Grün wählen. Natürlich exklusiv im kommunalen Parkhaus.