Kolumnen

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Mit der Handbremse beschleunigen

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 04.04.2025

Hochspektakuläre Nachrichten verbreiten sich aus der Welt der E-Mobilität: Diverse Stromer sollen wie von Geisterhand beschleunigen oder in ausgeschaltetem Zustand einfach munter drauflosfahren. Grund genug für den ADAC, sich die Sache mal genauer anzuschauen. Schließlich versteht sich der ADAC als Sturmgeschütz der automobilen Demokratie. Laut Medienberichten wurden auf dem Testgelände sage und schreibe 3000 Einparkvorgänge mit drei verhaltensauffälligen Modellen durchgeführt. Aber die getesteten Karren haben sich als unheimlich ausgebuffte Lumpen erwiesen. Es gab keinen einzigen Ausrutscher oder Ausraster. Unselige Erinnerungen an den sogenannten Dieselskandal wurden wach. Seinerzeit war es ja auch so, dass die Elektronik just auf dem Prüfstand gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte. Aber es darf Entwarnung gegeben werden: Wer sein E-Auto jetzt loswerden möchte, sollte es lieber auf Elon Musk schieben. Der verantwortet zwar nur eine Marke, aber als Urpionier der E-Gaudi kann man den Mann notfalls als Grund für Sippenhaft anführen.
Die Frage ist aber: Was kann die deutsche Politik aus diesen Vorkommnissen lernen? Die Regierungspolitik steckt seit zwei Jahrzehnten fest. Und auch die aktuellen Koalitionsverhandlungen scheinen neue Bestmarken in Sachen Zähigkeit zu setzen. Da wäre so was wie fremdgesteuerte Selbstbeschleunigung das Beste, was den potenziellen Koalitionären passieren könnte. Besorgte Bürger fragen sich: Sind unsere Spitzenpolitiker nur noch mit angezogener Handbremse unterwegs? Oder fehlt schlicht der Motor? In bewegten Zeiten wie diesen reicht es natürlich sowieso nicht, sich einfach mal so in Bewegung zu setzen. Denn die nächste Frage wäre ja: Wo soll es überhaupt hingehen? Was den Umgang mit den Kernthemen betrifft, sind Union und SPD so weit voneinander weg wie Hammerfest von Tasmanien. Das ist auch gut so. Gibt ja nix Öderes als Parteien, bei denen die Unterschiede mit der Lupe gesucht werden müssen. So aber hat man klare Fronten: Verschiedene Welten – wer sich als Erster bewegt, hat verloren. Zumindest bei der eigenen Wählerklientel. Aber Donald Trump macht es ja gerade allen vor: Wenn der Mumm zum Gestalten nicht gerade überbordend ist, helfen Zölle. Die sind leicht zu erheben und ersparen viel Denkarbeit. Und wer Ergebnisse sehen will, sollte eh lieber ins Fußballstadion gehen.