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Metzger & Maskottchen

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 02.05.2025

Die Zwangsbündnispartner von Union und SPD kriegen täglich mehr oder weniger desaströse Umfrageergebnisse um die Ohren. Und doch zeigen sich die Schwarzen wie auch die Roten äußerst optimistisch. Und zwar völlig zu Recht! Denn ein schlechter Wert für eine bislang untätige Regierung bedeutet im Umkehrschluss nichts anderes als Vorfreude ohne Ende auf den Regierungsstart. Wenn die nächsten Umfragen allerdings ein ähnliches Bild ergeben, könnte das als Vorfreude auf die überübernächste Regierung gewertet werden. Schon die Namen der CDU/CSU-Regierungstruppe lässt auf viel Tatendrang schließen. Man denke nur an den neuen Landwirtschaftsminister, den die CSU stiftet! Alois Rainers Lebenslauf enthält Schlagworte, die nur so strotzen vor Realismus und Gespür für die wesentlichen Dinge des Lebens: Bauernhof, Metzgerei, Wirtshaus! Das wärmt das gutbürgerliche Herz. Denn wer schon mit 21 seinen Metzgermeister macht und den elterlichen Betrieb übernimmt, wird kaum Zeit haben, nebenbei noch Kinderbücher zu schreiben oder den eigenen Lebenslauf im Wochentakt zu ändern. Andererseits mag man sich einen Habeck oder eine Baerbock auch kaum als schlachtendes Personal vorstellen. Dieser unfaire Vergleich will sagen: Es deutet sich in der Bundespolitik eine ganz andere Marschrichtung an.
Falls dem tatsächlich so ist, sollte die CDU sich da einiges abschauen von der CSU. Wäre es gesamtgesellschaftlich gesehen nicht sinnvoll, wenn jeder Minister zumindest entweder Metzger oder Wirt oder Landwirt ist? Das könnte nämlich auch die tiefen Gräben zwischen den politischen Lagern schließen. Weil dann die CDU/CSU von sich behaupten könnte, ihren Beitrag zu einem Arbeiter- und Bauernstaat geleistet zu haben. Dieser ehrbare Begriff ist durch die wirtschaftlich wenig ruhmreiche DDR missbraucht worden. Die große Skepsis im Osten gegenüber Schwarzrot könnte so eventuell sinken. Dass Kanzler Merz den Osten ernst nimmt, zeigt die Berufung von Philipp Amthor aus Vorpommern zum Staatsminister für Bürokratieabbau. Amthor ist zwar Jurist. Aber immerhin ist seine Mutter gelernte Werkzeugmacherin. Das gibt verunsicherten Konservativen Anlass zu Hoffnung. Amthor sollte vielleicht noch vor Amtsantritt sicherheitshalber ein Praktikum in der Metzgerei von Alois Rainer machen. Damit wirklich jeder kapiert: Amthor ist nicht das neue Koalitionsmaskottchen.