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Mehr (Spiel-) Platz für alle!

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 11.07.2025

Der Temperatursturz zu Wochenanfang war mehr als angebracht. Das Nervige am Sommer ist ja, dass es oft sommerlich ist. Das führt dazu, dass sich lieber Leute draußen aufhalten. Und schon treffen sich im öffentlichen Raum Menschen, die eigentlich nie vorhatten, sich zu treffen. Was wiederum beträchtlichen Zufallsärger produzieren kann. Von daher hätte es mehr Rückhalt geben müssen für die Kölner Stadtverwaltung. Diese muss seit Tagen harsche Kritik einstecken für ihr Vorhaben, Spielplätze nicht mehr nur als Spielplätze zu bezeichnen. „Aktionsplatz“ ist die gewünschte Bezeichnung. Das klingt durchaus durchdacht und weitsichtig. In einer immer vielfältigeren Gesellschaft macht es Sinn, auch den öffentlichen Raum vielfältiger zu nutzen. Der klassische Spielplatz wird ja nur gebraucht zu Zeiten, in denen Kinder nicht in der Kita oder im Kindergarten sind – und es auch noch hell ist. Dieses Zeitfenster ist nicht allzu groß abgesehen von Wochenenden und Feiertagen. Warum also nicht auf das bewährte Schichtmodell setzen?

Gerade in Großstädten wäre eine klare Zuteilung von Slots für alle Beteiligten von Vorteil. Die Vormittage könnten für notorische Schulschwänzer reserviert werden, damit sie nicht in der Bahnhofsgegend rumhängen müssen. Ab Einbruch der Dämmerung wären Teenies an der Reihe, die sich bei der Konfliktbewältigung gar nicht erst auf die verbale Ebene begeben wollen. Anschließend könnten sich Großfamilien zum Meinungsaustausch treffen, bevor sie die juristische Einordnung dem obligatorischen Friedensrichter überlassen. Das wäre vor allem bei den Sicherheitsbehörden in Berlin und NRW sehr willkommen. Wenn es dann auch mal bissl lauter wird, kann Vater Staat ein Auge zudrücken. Schließlich würde es sich ja dann nicht um einen Brennpunkt-Spielplatz im klassischen Sinne handeln, sondern eher um eine Art zeitlich begrenztes und multikulturelles Bällebad. In Bayern hingegen sind auf traditionellen Spielplätzen kulturell bedingt gerade an lauen Sommerabenden eher Fingerhakl-Events denkbar. Oder selbstverständlich auch Schafkopfkurse für neu Zugewanderte, die hier gemütlich heimisch werden wollen. Man darf ja nicht vergessen: Für die Einheimischen gelten zwar die Neulinge oft als Exoten – aber umgekehrt verhält es sich genauso. „Platz der Bayerischen Kultur“ – das klingt sogar noch besser als „Aktionsplatz“.