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kicker Abpfiff – Oktober 2024
Kolumne im kicker vom 11.10.2024
Es ist zum Haare raufen: Eigentlich war der FC Bayern schon Favorit gegen Aston Villa. Der Spielverlauf bestätigt das auch. Deutlich mehr Ballbesitz, mehr als genug Torchancen – also das, was man als totale Dominanz bezeichnen würde. Und dennoch 0-1. Diese Pleite schmerzt den Bayern-Fan auch nach 42 Jahren noch. Der Autor dieser Zeilen war damals übrigens zehn Jahre alt und hochkompetent, weil absoluter Paul-Breitner-Fan und Kalle-Rummenigge-Befürworter. Aber selbst dieses Mentalitätsmonster (Breitner, nicht der Autor) konnte die herausragenden Statistikdaten nicht ummünzen in ein brauchbares Ergebnis.
Die Vorzeichen waren somit alles andere als gut vor dem neuen Duell gegen Villa. Wer jetzt noch behauptet, Geschichte würde sich nicht wiederholen, sollte verdonnert werden zu sechs Monaten Konditionstraining bei Felix Magath. Spätestens als sich herauskristallisierte, dass Serge Gnabry der beste Bayer auf dem Platz sein würde, waren sämtliche selbst- und fremdernannten Experten maximal ratlos. Ist das nicht dieser Gnabry, den der Verein vor paar Wochen noch gerne losgeworden wäre? Und was war eigentlich am Mittwoch mit denen los, die der FCB nicht loswerden wollte? Und was bedeutet das für die zukünftige Kaderplanung? Die Sache ist kompliziert. Wenn einer nicht weg, sondern da und dazu der beste Mann ist, das Spiel aber dennoch oder gerade deswegen flöten geht – was für Konsequenzen soll der Club daraus ziehen? Und zwar bei dreimal so vielen Torschüssen wie die Engländer plus 70 Prozent Ballbesitz? Befragt man die KI oder alternativ Didi Hamann (laut FC Bayern auch KI – nämlich Kein Insider), käme als Antwort: Je schlechter und weniger Gnabry spielt, umso höher die Siegchancen des FC Bayern. Leon Goretzka spielte nur fünf Minuten – und das Ergebnis blieb stabil. Ja, Statistiken können einfach grausam sein.
Apropos Statistik: In der sogenannten „CL-Tabelle“ ist der FC Bayern jetzt direkt vor dem FC Barcelona und Real Madrid. So schlecht kann es also um den Rekordmeister nicht stehen. Und wer jetzt Manuel Neuer kritisieren will wegen seines Ausflugs vor dem Gegentor: 1982 blieb Bayern-Torwart Müller gegen Aston Villa immer brav im Strafraum. Und was hat es gebracht?