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kicker Abpfiff – Juni 2023

Kolumne im kicker vom 01.06.2023

Quo vadis, DFL? Es ist schon frappierend: Nur 20 von 36 Profiklubs sind bereit, läppische 12,5 Prozent von irgendwas, von dem man noch nicht so recht weiß, was es ist, herzugeben. Dafür würde man satte 2 Milliarden Euro bekommen. Und muss lediglich einen Teil von irgendwas, von dem man noch nicht so recht weiß, was es sein wird, an den Investor wieder abgeben. Wer da dagegen ist, hat wohl unterschwellig ein Unbehagen bei Rechnungen mit mehreren Unbekannten. Oder man hat nicht noch mehr Geld nötig von ausschließlich am Gemeinwohl orientierten Beteiligungsgesellschaften. Aber so entspannt haben es eben nicht alle Vereine der ersten und zweiten Liga. Man nehme nur mal den Rekordmeister. Der FC Bayern steht laut selbsternannten Experten leicht bedröppelt da, weil sich teure Lösungen als Attrappen entpuppt haben. Mané beispielsweise soll selber mehrfach darauf hingewiesen haben, dass er ein Flügelstürmer ist und sich daher nicht als Lewandowski-Ersatz sieht. Woraufhin Kaderstratege Brazzo darauf hingewiesen haben soll, dass Mané ja eine Attraktion sei. Und bei Attraktionen sei wichtig, dass die sich nicht selber sehen, sondern vom Publikum auf den Rängen gesehen werden. Und außerdem muss ja das Geld, das bislang einem Lewandowski überwiesen wurde, auch irgendwohin. So keimte in der Bayern-Chefetage die Hoffnung, dass auch ein Flügelmann wettbewerbsübergreifend für 50 Tore gut sein kann, wenn er gut zielt. Dazu kommen Fälle wie Goretzka, Gnabry und Sané, die eine seltene Gabe besitzen: Sie schaffen es immer wieder, bei voller Anwesenheit komplett abwesend zu sein. Sie sehen sich aber auch völlig zu Recht zu Unrecht (das stimmt schon so – man muss es nur zweimal lesen, um es einmal zu verstehen) kritisiert, weil in ihren Verträgen nirgendwo Vokabeln wie „Führungsspieler“ oder gar „Verantwortung“ auftauchen. Vergütet wird Präsenz. Und nur wer Präsenz und Präsens nicht auseinanderhalten kann, erwartet von den exemplarisch genannten drei Strategen, dass sie im Hier und Jetzt funktionieren. Auf gut Deutsch: Allein der FC Bayern hätte die 2 Milliarden gut brauchen können. Um wieder auf Vordermann zu kommen. Aber ohne Kahn und Brazzo nicht Meister werden – das wird schwierig.