kicker Abpfiff – Juli 2024

Beim DFB gilt seit Jahren das Motto „Dabei sein ist alles“. Nur haben halt die letzten großen Turniere gezeigt: Dabei sein an sich ist leider kein Selbstläufer mehr. Daher war es eine grandiose Idee, als Veranstalter die Teilnahme für lau zu kriegen. Wobei ganz für lau die Gaudi doch nicht her geht. Von 650 Millionen Euro Kosten ist die Rede, die aber nicht der DFB schultern muss. So was bleibt den öffentlichen Kassen vorbehalten. Kritiker monieren, mit dem Geld hätte man stattdessen die Radwege in Peru acht- statt vierspurig bauen können. Aber hier geht es ausnahmsweise mal nicht um den schnöden Mammon, sondern um die Reputation von Germany. Um die steht es wahrlich nicht so rosig: Europaweit Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum und weit und breit kein neuer Franz Beckenbauer in Sicht. Unter diesen Umständen ist es schon mal gut, vorab den Gewinner des Turniers festzulegen: Die Umwelt!

Sage und schreibe 103.224 Bäume werden nämlich nur wegen der EM gepflanzt! Und zwar exakt 2024 Bäume pro Spiel bei insgesamt 51 Spielen. Diese Idee dürfte FIFA-Scheinweltenbummler Infantino animieren, die WM 2030 auf 102 Spiele aufzublasen. Das würde dann nämlich 207060 Bäume ergeben. Damit könnten ungefähr sieben Promille des CO2 kompensiert werden, die durch den FIFA-Flugverkehr verursacht werden. Drei Kontinente als Austragungsgebiet – da kommen ja doch paar Flugmeilen zusammen.

Der DFB, inspiriert von Robert Habeck als Heizungsirritationsminister und Annalena Baerbock als Pannenflugministerin, will die Nachhaltigkeit aber nicht auf Bäume im Strafraum begrenzen. Drum hat sich der Verband die Deutsche Bahn als Mobilitätspartnerin genommen. Der Fan an sich soll sich also in den Zug setzen. Dadurch wird der gesamte Verkehr entzerrt. Wer mit dem ICE ins Stadion will, wird nämlich in weiser Voraussicht die Anreise schon zwei Tage vorher beginnen. Und einen Tag vorher sich dann doch für den Fußweg entscheiden, weil die Kombination aus marodem Gleisapparat und Personalmangel die Bahn zur Immobilitätspartnerin macht. Neu ist aber auch: Oliver Bierhoff ist beim DFB nicht mehr an Bord! Soll heißen: Es könnte diesmal tatsächlich um Fußball gehen. Irgendwie auch schon wieder nachhaltig.