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kicker Abpfiff – August 2024
Kolumne im kicker vom 23.08.2024
Vor dem Bundesligaauftakt zeichnen sich schon einige Erkenntnisse ab. So darf zum Beispiel der Dortmunder Borussia eine sehr steile Lernkurve attestiert werden. Es ist nicht lange her, dass die Borussen meinten, sich einen Gefallen zu tun, wenn sie sich am Kader des Rekordmeisters bedienen. Die Transfers von Hummels und Süle waren natürlich für die betroffenen Spieler eine schöne Bescherung aufgrund des üppigen Salärs. Das Pokal- und Schalenregal des BVB musste deswegen aber bislang nicht erweitert werden. Die logische Konsequenz: Man schaut sich oberhalb des FC Bayern um. Und schon war der VfB Stuttgart im Visier der Gelb-Schwarzen. Mit der Shoppingtour bei den Schwaben wagen sich die Ruhrpottler an einen schlüssigen Dreisatz: Wer bei einem Verein einkauft, der vor dem FC Bayern gelandet ist, müsste logischerweise mit diesen Neulingen am Saisonende auch vor dem FC Bayern landen. Zumal dieser FC Bayern alles andere als komplett ist. Zualleroberst fehlt den Münchnern ein Geldscheißer. Das hat Uli Hoeneß ohne Umschweife kundgetan. Ob da zeitnah eine Lösung zu erwarten ist, ist ungewiss. Denn der Transfermarkt für Geldscheißer ist so klandestin, dass niemand seriös belegen kann, ob es diesen Markt überhaupt gibt. Spezielle Berater für Spieler gibt es seit den 60er Jahren. Ein Berater für Geldscheißer hat sich aber noch nie zu Wort gemeldet. Dem FC Bayern wird also in naher Zukunft lediglich übrigbleiben, mehr an der Ausgaben- denn auf der Einnahmenseite herumzudoktern. Das wäre der große Moment für all die Großverdiener, die der FCB loswerden möchte. Sie könnten sich in den Herzen aller Bayernfans verewigen, die den Bayern-Kader entrümpelt und wieder hochmotiviert erleben wollen. Das Problem ist einmal mehr die Marktwirtschaft an sich. Eine Handvoll Bayernspieler müsste sich bei einem Wechsel auf einen schrägen Deal einlassen: Deutlich mehr Leistung für deutlich weniger Geld. Und das alles auch noch ohne üppiges Freibierkontingent auf dem Oktoberfest. Da muss ein Fußballer nicht erst acht Semester BWL plus Unfallchirurgie studiert haben, um zu kapieren: Auf der Tribüne des FC Bayern ist die Verletzungsgefahr deutlich niedriger als woanders im Kampf um den Sieg.