donaukurier
Von Bitcoinitis bis Subventionitis
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 06.12.2024
Die Gaudiwährung Bitcoin ist jetzt über 100.000 Dollar wert. Wenn die Realität immer verwirrender und chaotischer wird, gewinnt das Virtuelle eben an Wert. Nicht zuletzt deshalb hat der baldige US-Präsident Trump angekündigt, einen Krypto-Fan zum Chef der Börsenaufsicht zu machen. Weil laut Trump echtes Geld sowieso maßlos überschätzt wird. Echtes Geld ist ja quasi nur eine Art Vertrauensvorschuss. Nur ist es halt mit dem Vertrauen in die Vorzeigedemokratien nicht so weit her. Zentralbanken drucken seit vielen Jahren immer mehr Geld in der Hoffnung, dass dadurch mehr Vertrauen erzeugt wird. Das Ergebnis nennt sich dann Inflation. Was wiederum dem Vertrauen in die Institutionen eher nicht förderlich ist.
Das mag auch erklären, wieso sich die Ampelparteien über das Auseinanderbrechen der Koalition viel mehr gefreut haben als über das Zustandekommen. Kanzler Scholz hat sogar stehende Ovationen bekommen nach der Implosion des Dreierbündnisses. In der SPD gilt somit Scheitern als einzig wahrer Erfolg. Mental ist die Sozialdemokratie also längst in der virtuellen Welt angekommen. Das ist auch legitim und passt in die Zeit – siehe Rekordkurs des Bitcoin. Der DAX hat übrigens auch grad Rekordhöhen erklommen. Der Index steht erstmals über 20.000 Punkten. Ist das auch virtuell? Die Börsen, so heißt es, bewerten ja nie die Gegenwart, sondern die Zukunft. Die Investoren trauen den deutschen Konzernen also scheinbar allerhand zu. Ein Bemühen seitens der DAX-Giganten ist auch durchaus erkennbar. Sie investieren fleißig im Ausland. Denn in Germany scheint eine Seuche namens Subventionitis umzugehen.
Wo immer Robert Habeck Steuergeld verpulvern will, geht das jeweilige Unternehmen den Bach runter. Habeck hat dem Chip-Produzenten Intel 10 Milliarden zugesagt – und schon wurde Intel zum Sanierungsfall. Batterieproduzent Northvolt hat 620 Millionen als Staatskredit bekommen – und ist jetzt pleite. Daraus folgern die Investoren und auch die Konzerne: In Deutschland ist entweder der Wurm drin – oder Robert Habeck. Bitcoin-Hasser sind angeblich längst drauf und dran, den Bitcoin-Kurs abstürzen zu lassen. Wie? Indem sie die Falschmeldung verbreiten, dass der deutsche Wirtschaftsminister in großem Stil in Bitcoin investieren will. Für Kleinsparer ergibt sich daraus eine simple Investmentformel: Erst einsteigen, wenn Robert aussteigt.