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Gegenwart for Future
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 14.03.2025
Lagerübergreifend ist derzeit der allgemeine Tenor: Die Gegenwart ist dermaßen brenzlig, dass man sich um die Zukunft nicht viele Gedanken machen kann. Die Deutsche Bahn bildet da eine angenehm entspannte Ausnahme. So war am Donnerstag in der Online-Ausgabe eines norddeutschen Nachrichtenmagazins als Überschrift zu lesen: „Deutsche Bahn meldet Bedarf von 150 Milliarden bis 2024 an“. Das mögen Bahn-Kritiker als hoffnungslos antiquierte Planung oder gar als generelle Rückwärtsgewandtheit diskreditieren. Aber bei näherer und nüchterner Betrachtung stellt sich schon die Frage: Wieso sollen Fehler der Vergangenheit denn andauernd in der Gegenwart (also unter völlig anderen Umständen) behoben werden? Wer die Sache rational betrachtet, muss einfach zugeben: Je zeitnaher Versäumnisse oder falsche Entscheidungen korrigiert werden, umso günstiger und effizienter. Bei der Bahn wie bei der allgemeinen Infrastruktur haben die Merkel-Jahre ihre erodierenden und korrodierenden Spuren hinterlassen. Da wäre es keine Überraschung, wenn die Bahn für die Gegenwart nochmal 150 Milliarden einfordert und mindestens das Doppelte für die Zukunft. Man erinnere sich: Als Olaf Scholz 2021 aus Versehen die Bundestagswahl gewonnen hatte, sprach der von einem sozialdemokratischen Jahrzehnt, das bevorstehen würde. Was er garantiert nicht erwartet hat: Dass dieses Jahrzehnt für ihn nur drei Jahre dauert, aber ein CDU-Nachfolger das Werk vollenden würde. Denn seit seinem Wahlsieg hat auch Wirtschaftsfachmann Friedrich Merz kapiert, dass Geld ja gar nicht verdient, sondern hauptsächlich einfach nur gedruckt werden muss.
Was bis gestern noch eine Milliarde war, ist jetzt schon eine Billion. Die Geschichte lehrt: Geldvermehrung per Drucker/Kopierer mündet immer in eine Inflation. Sollte wer Geld haben, sollte er es jetzt daher unbedingt ausgeben, solange er was dafür kriegt. Das würde auch dem darbenden Einzelhandel und der Gastronomie helfen, falls diese die zu erwartende Mehrwertsteuersenkung an die Gäste weitergibt. Aber bitte nicht der Versuchung erliegen, im Online-Shop von Rheinmetall einzukaufen. So schmückend sich Flak oder leichte Artillerie im Vorgarten machen: Militärisches Zeug ist ausnahmslos für den Verteidigungsminister reserviert. Falls im Verteidigungsministerium ausnahmsweise der richtige Bestellzettel gefunden wird.