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Freiflug leicht gemacht
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 20.08.2024
Um es mal in der Sprache des Wirtschaftsministers Habeck auszudrücken: Höhere Preise führen oft zu Inflation. Das braucht natürlich kein Mensch. Und schon gar nicht mitten in der bayerischen Urlaubszeit. Wer am Münchner Flughafen derzeit für ein Stück belegtes Baguette knappe 10 Euro hinlegen darf, hält 17 Euro für eine Wiesn-Maß schon wieder für ein Schnäppchen. Oder trägt sich womöglich mit dem Gedanken, selber hochpreisige Billigschnittchen am Airport zu vertreiben. Besonders Kreative mögen sich überlegen, wie Einsparungen bei der Logistik zu erzielen sind. Einen gewissen Erfolg hat aktuell ein Norweger verbucht: Ihm ist es gelungen, an zwei Tagen hintereinander ganz ohne Flugticket ein Flugzeug zu besteigen und an den Ort seiner Wahl zu gelangen. Und zwar ohne jegliche böse Absicht. Dieser Skandinavier hat niemanden bedroht oder bestochen. Schon gar nicht wollte er an Bord für Ungemach oder gar für eine Flugzeugentführung sorgen. Er wollte einfach nur fliegen, ohne sich ein teures Flugticket kaufen zu müssen. Und die üblichen Kontrollmechanismen am Flughafen hatten kein Problem mit dem Ansinnen des Norwegers.
Selbstverständlich ist es gesamtwirtschaftlich nicht zielführend, wenn jetzt jeder nur noch zum Nulltarif fliegen will. Es müssten vielleicht einfach nur sinnvolle Voraussetzungen erfüllt werden für einen Gratisflug, die dem siechenden Wirtschaftsstandort Deutschland Erleichterung verschaffen. Ein Bekenntnis zur Fünf-Tage-Arbeitswoche wäre eine Option oder der Verzicht auf überdurchschnittlich viele Fehltage. Freiflüge könnten zudem eventuell ein probates Mittel sein, um die explodierende Zahl von Messerattacken einzudämmen. Modellbeispiel: Wer nur noch halb so oft anderen ein Messer zwischen die Rippen rammt, darf gratis in ein Land fliegen, in dem Messerangriffe verpönt sind. Denn der Wunsch der Innenministerin Faeser, durch die Halbierung der Klingenlänge den Messerterror einzudämmen, stößt in der messerbegeisterten Klientel auf wenig Verständnis. Wer nur noch ein Schweizer Offiziersmesser mit sich führen darf, kommt sich eher wie ein Pfadfinder vor denn als agiler Straßenkämpfer. So verschafft man sich sicher keinen Respekt in deutschen Innenstädten. Ein erster Schritt könnte sein: Der Freiflug-Norweger hält in messeraffinen Kreisen einen Vortrag. Thema: „Fliegen leicht und bezahlbar gemacht“.