donaukurier
Erholung durch Arbeit?
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 20.06.2025
In vielen Städten ist derzeit deutlich weniger Trubel als sonst. Die Pfingstferien werden wohl immer öfter fürs Verreisen genutzt. Auch wenn (oder gerade weil) Deutschland in den einstigen Domänen Wirtschaft und Fußball abschmiert: Der Titel des Reiseweltmeisters wird eisern verteidigt. So eine Spitzenposition lässt sich nicht einfach so ganz nebenbei halten. Ganz oben wird die Luft immer dünner. Dass diese Grundregel beim Urlaub keine Ausnahme macht, zeigt eine aktuelle Umfrage. Speziell die Generation Z, also die Altersklasse 18 bis 24, scheint urlaubstechnisch hoffnungslos überfordert. Satte 40 Prozent dieser Alterskohorte fühlt sich nach dem Urlaub gestresster als davor. So eine Horrorbilanz darf nicht ohne Konsequenzen bleiben. Zuallererst stellt sich hier schon mal die Frage: Was wird den jungen Leuten heutzutage eigentlich in der Schule beigebracht? Wenn die Schule nicht Kernkompetenzen wie stabile Urlaubstauglichkeit vermitteln kann – hat sie dann nicht kläglich versagt bezüglich der Zukunftsfähigkeit dieser Generation? Immerhin haben Lehrkräfte in Summe drei Monate Ferien pro Jahr. Unterhaltsame und sinnstiftende Feriengestaltung müsste jeder Lehrkörper aus dem Effeff beherrschen. Oder wird so etwas im Unterricht schamhaft verschwiegen, um nicht dem unsinnigen Klischee des arbeitsscheuen Lehrers zu entsprechen?
Falls ja, ist das eindeutig Schweigen zum Nachteil der Schülerschaft. Wer als GenZ-Vertreter nicht spätestens beim zweiten Urlaubsversuch Selbstverständlichkeiten wie Chillen und Abschalten hinbekommt, hat aber eine vernünftige Alternative: Mehr Arbeiten beziehungsweise sich den Jahresurlaub auszahlen lassen. Das würde weniger Stress für das Individuum und mehr Produktivität für die Volkswirtschaft bedeuten. Angesichts des Arbeitskräftemangels könnte genau diese Generation so die Rettung für das Bruttosozialprodukt werden. Dadurch kommt auch eine ganz neue Dynamik in das ewige Thema „Work-Life-Balance“. Wenn Arbeiten entspannter ist als Urlauben, wird die junge Generation gerne in Richtung Work-Work-Balance tendieren. Womöglich kann auch Arbeitsministerin Bärbel Bas was lernen aus dieser Umfrage. Jungen Menschen, die arbeitsfähig, aber nicht arbeitswillig sind und sich daher aufs Bürgergeld konzentrieren, sollte sie mit Zwangsurlaub drohen. Die Aussicht auf Stress könnte Wunder wirken.