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Dönerwetter
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 26.04.2024
Das Amt des Bundespräsidenten ist ein sozialverträglicher Job: Viel Tagesfreizeit plus ordentliches Reisebudget. Ein Bundespräsident soll ja schließlich das ganze Land präsentieren. Und das bedeutet in der Regel: Ab ins Ausland! So ganz nebenbei mit paar TikTok-Posts á la Scholz kann ein Steinmeier nämlich die Welt nicht für Deutschland begeistern. Euphorie für Germany lässt sich natürlich mit dem passenden Geschenk noch besser entfachen. So hat sich Frank-Walter Steinmeier nächtelang den Kopf zerbrochen, welches Geschenk sich für die Türkei-Reise anbietet. Das Resultat: Ein Döner-Spieß! Der Bundespräsident will in der aufgeheizten Grundstimmung zwischen Deutschen und Türken nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Ordentliche Schweinshaxn oder Weißwürste wären natürlich ein Beleg deutscher Hightech-Kompetenz. Aber so was wird südlich und östlich des deutschen Sprachraums gerne mal als teutonische Überheblichkeit interpretiert. Für einen Besuch in der Türkei geht Steinmeier mit einem Döner null Risiko einer Eskalation ein. Damit signalisiert er der Türkei auch, dass er im Türken an sich quasi einen Mensch gewordenen Döner sieht. Bei seiner nächsten USA-Reise wird Steinmeier analog dazu wahrscheinlich einen Big Mac als Geschenk mitbringen. Und für einen potenziellen Japan-Trip hat er sicher schon eine Riesenpackung Sushi im Gefrierfach. Und den Kritikern sei gesagt: Was wäre denn die Alternative zum Döner gewesen? Ein Riesenjoint, um die Legalisierung von Cannabis nicht nur zu feiern, sondern auch noch deren Umsetzung den Türken zu empfehlen? Das wäre dem türkischen Ministerpräsidenten womöglich eine Spur zu liberal gewesen. Wobei mit der Freigabe von Cannabis die Bundesregierung sowieso das optimale Timing erwischt zu haben scheint. Das Vorbild ist ja Holland. Vor einigen Jahren hat ein Innenminister dort zugegeben, dass die Idee von der kontrollierten Abgabe von Cannabis zwar romantisch ist, aber an der Realität völlig vorbei geht. Einstige Cannabis-Händler versetzen das ganze Land seit langem in Angst und Schrecken, weil sie als Kokain-Großhändler in puncto Bewaffnung und Durchsetzungsfreude der heimischen Armee längst überlegen sind. Von daher hat Steinmeier alles richtig gemacht: Die Liberalisierung von Döner vor 50 Jahren hat sich als Volltreffer erwiesen. Das gehört auch in der Türkei gefeiert. Mindestens.