donaukurier
Schöner Wohnen
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 03.05.2024
Haus & Grund, der Zentralverband der Immobilieneigentümer, hat neulich mit einem interessanten Zahlenspiel für Aufsehen gesorgt. Wer derzeit in München bauen und vermieten wolle, müsse eine Kaltmiete von über 60 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren, um kostendeckend zu wirtschaften. Und zwar ausgehend von 20 Prozent Eigenkapital und drei Prozent Tilgung pro Jahr. Dementsprechend gering ist die Motivation, in der bayerischen Landeshauptstadt etwas gegen den akuten Wohnungsnotstand auszurichten. Natürlich gibt es genug Regionen in Bayern, wo sich deutlich günstiger bauen ließe. Nur ist eben die Bereitschaft, sich dort niederzulassen und täglich drei bis vier Stunden Pendelei nach München auf sich zu nehmen, auch nicht allzu ausgeprägt. Und wo sich die Arbeitsplätze befinden, wird Wohnen zwangsweise zum teuren Spaß. Daraus kann man jetzt verschiedene Schlüsse ziehen. Eine Möglichkeit: Es wird einfach zu viel gearbeitet. Bei deutlich weniger Arbeitsplätzen wäre der Andrang entsprechend kleiner. Auf der anderen Seite könnte aber der Ansturm auf Wohnungen dann erst recht zunehmen. Denn wo wenig gearbeitet wird, wird sehr wahrscheinlich umso mehr gewohnt. Um den Wohnungsbau zu beschleunigen, ist der Ruf nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich also nicht zielführend. Sachdienlicher wäre eine Drei-Tage-Woche bei doppeltem Lohn. Das wird im Höchstlohnland Deutschland eine schwer durchsetzbare Geschichte. Kurzfristig ist die Lage somit nicht allzu rosig. Mittel- und langfristig schaut es aber gut aus. Diese Woche wurde die Geburtsstatistik 2023 vorgestellt: So wenige Geburten wie seit 10 Jahren nicht mehr. Für den Wohnungsmarkt bedeutet das zweierlei: In nächster Zeit braucht es kleinere Wohnungen. In übernächster Zeit braucht es viel weniger Wohnungen. Und wer gegen den Trend viele Kinder haben will, sollte auf die Kombination aus Bürger-, Wohn- und Kindergeld setzen. Sonst droht doppelter Frust: Zu hohe Last auf Lohnarbeit bei gleichzeitig zu wenig Zeit für die Kinder! Überhaupt sollte Familienplanung nur noch in enger Abstimmung mit Haus & Grund erfolgen. Der Zentralverband wäre ideal, um nach eingehender Prüfung Familien das Zertifikat „Absolut wohnfähige Mieter“ auszustellen. Damit Familien wohnen können, auch wenn sie die hohen Mieten nicht berappen können. Denn Wohnen ist ja ein Wert an sich.