donaukurier
Die Zweiten werden die Ersten sein
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 20.09.2024
Seit dieser Woche dürfte klar sein, in welchem Outfit Markus Söder im nächsten Fasching auftrumpfen wird: Als Friedrich Merz! Das wird auch ein passendes kleines Dankeschön an den frisch gekürten CDU-Kanzlerkandidaten. Jahraus jahrein hat der bayerische Ministerpräsident betont: Sein Platz ist und bleibt in Bayern. Auf Bundesebene bleibt so die Fairness gewahrt. Bekanntlich ist Kanzler enorm unbeliebt und in den Umfragen deutlich hinter Verteidigungsminister Pistorius. Dennoch beansprucht Scholz die Kandidatur. Analog dazu ist auf Unionsseite auch Merz nie der Umfrageliebling gewesen. Da hatte Markus Söder immer die Nase vorn. Der Kanzler hat also kraft seines Amtes beschlossen: Die Zweitbeliebtesten machen die Kanzlerschaft unter sich aus. Für Bayern ist das eine beruhigende Entwicklung. Die Staatskanzlei bleibt in bewährten Händen. Denn wer sollte momentan einem Söder nachfolgen, wenn sich dieser gen Berlin aufmachen würde? Finanzminister Albert Füracker? Undenkbar angesichts sinkender Staatseinnahmen. Je öfter Wirtschaftsminister Habeck der deutschen Wirtschaft ein Bein stellt, desto dringlicher ist ein Kassenwart, der mit oberpfälzischer Gelassenheit die Freistaatskasse im Auge behält. Landwirtschaftsministerin Kaniber? Ist die reinste Charmeoffensive gegenüber der bayerischen Landwirtschaft. Zumal man jetzt auch weiß, wie schnell Traktoren Urlaub an Autobahnauffahrten machen. Innenminister Herrmann? Ist genug damit beschäftigt, die Scherben wegzukehren, die ihm Bundesinnenministerin Faeser seit Jahren vor die Haustür kippt. Und überhaupt: Wer soll die bayerische Nation mit bodenständigen Essenstipps, multikulturellen Dönerfestivals und ritterlichen Bartkreationen versorgen, wenn nicht Markus Söder? Politik besteht schließlich zu 70 Prozent aus Glaubwürdigkeit, zu 60 Prozent aus Strategie und zu 50 Prozent Entertainment. Das ergibt 180 Prozent – und das kann nur ein omnipräsenter Söder auf Sicht garantieren. Gerade weil er sich auf seine Fachminister und -ministerinnen blind verlassen will. Ganz zu schweigen von der Aufgabe, Hubert Aiwanger im Zaum zu halten. In anderen Bundesländern mag es reichen, wenn einfach nur regiert wird. Das bayerische Volk erwartet aber zu recht eine Art Staatsschauspiel im Dauermodus. Bundeskanzler ist dagegen ein dröger Job. Damit wäre Söder hoffnungslos unterfordert.