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Das Traumpaar der Union

Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 10.05.2024

Nein, das wird keine Kolumne über Fußball. Und doch muss eingangs der Einzug von Borussia Dortmund ins Endspiel der Champions League erwähnt werden. Denn Dortmund liegt bekanntlich in Westfalen. Und wenn es so weiter geht, stellt Westfalen eventuell nicht nur den Champions League-Sieger, sondern auch noch den Bundeskanzler. Schließlich ist CDU-Chef Merz auch Westfale. Und so wie sich die Borussia den Bayern Hummels als Unterstützung geholt hat, hat Merz beim CDU-Parteitag diese Woche den bayerischen Ministerpräsidenten präsentiert. Für so was nimmt sich Markus Söder gerne Zeit. Weil er entgegen seiner Einschätzung doch nicht als Trainerkandidat beim FC Bayern in Frage zu kommen scheint.
So ganz nebenbei: Der Parteitag hat in Berlin-Neukölln stattgefunden. Das Direktmandat hat dort ein Türkischstämmiger mit SPD-Parteibuch geholt. Und auch die Grünen haben bei der Bundestagswahl dort besser abgeschnitten als die Schwarzen. Was wollte Friedrich Merz bezwecken, wenn er quasi sich auf so fremdes Terrain begibt? In seiner Gillamoos-Festrede hatte er ja festgestellt, dass Kreuzberg schon mal nicht Deutschland ist. Neukölln ist für ihn also scheinbar schon Deutschland – aber ein aus CDU-Sicht sehr seltsames Deutschland. Vielleicht sollten die CDU-Delegierten einfach mal eine Gegend erleben, in der die CDU als Fremdkörper wahrgenommen wird. Sonst läuft man ja doch schnell Gefahr, die nächste Bundestagswahl auf die leichte Schulter zu nehmen.
Mit der Einladung von Söder hat Merz zumindest schon mal der ganzen Nation klar gemacht: Mit den Grünen wird gar nicht erst geredet nach dem Wahlsieg! Weil aus der Merz- und Söder-Perspektive Angela Merkel lang genug grüne Politik gemacht und damit dem Land irritierende Unwuchten zugefügt hat. Für Söder ist der Ausflug nach Berlin sowieso Wellness pur: Endlich mal ein Auftritt, bei dem ihm kein Aiwanger in die Parade fahren kann! Überhaupt muss mal klargestellt werden: Sollte Söder eines Tages tatsächlich Kanzler werden, dann nicht um des Amtes willen. Der Antrieb ist eher die tiefe Hoffnung: Selbst die Opposition im Bundestag dürfte ihn nicht so sehr ärgern wie sein Stellvertreter Aiwanger. Aus der Regierung heraus auch mal Opposition spielen ist hingegen Aiwangers Hobby. Für Söder mag Politik eine große Showbühne sein. Für Aiwanger ist und bleibt Politik amüsantes Bauerntheater.