Kolumnen

donaukurier

Bedenkliche Zeiten

Bürgergeldministerin Bärbel Bas hat Klartext gesprochen: Wer sich jetzt verweigert, darf sich auf harte Zeiten einstellen. Natürlich wird so eine Aussage zunächst mal auf unkooperative Bürgergeldfans bezogen, die in der Gesamtzahl der Bürgergeldempfänger keine allzu große Zahl darstellen. Das darf aber nur der Anfang sein. Denn immer mehr Bevölkerungsgruppen scheinen den Ernst der Lage bewusst zu ignorieren. Man nehme aus aktuellem Anlass nur mal die Fußball-Nationalmannschaft. Bislang galt es als Selbstverständlichkeit, dass dieses Land einen fähigen Bundestrainer hat, der aus sieben Dutzend prima Kickern einen Kader bastelt. Und zwar mit der konsequenten Absicht, um Titel mitzuspielen. Jetzt aber wird sogar ein Duell mit Luxemburg schon zum Härtetest! Zum besseren Verständnis: Weil der Luxemburger Trainer nie elf brauchbare Kicker zur Verfügung hat, bedient er sich zwangsweise bei anderen Sportarten. Da steht schnell mal ein Hammerwerfer im Tor und ein Schachspieler als Mittelstürmer sich selber im Weg. Früher hätte der DFB vor einem Spiel gegen so ein Nicht-Fußballland beleidigt Protest eingelegt wegen sinnlosen Zeitvertreibs. Ein Blick aufs derzeitige deutsche Aufgebot führt dagegen automatisch zu einer Portion Mitleid für Bundescoach Nagelsmann. Und es stellt sich die gleiche Frage wie bei so manchem Personal der schwarzroten Regierung: Was hat der denn dort verloren?
Ist es der interessierte Teil des deutschen Volkes gewohnt, Zweifel zu haben angesichts des angebotenen Fachkräftetableaus in Politik und Fußball, erklimmt das Staunen nun viel mehr neue Dimensionen: Die Merz-Klingbeil-Gang kündigt freudig Maßnahmen an, die laut Fachleuten verfassungsrechtlich bedenklich sind. DFB-Gangleader Nagelsmann benennt Akteure, deren Vereine noch nie im Kontext mit Spitzenfußball gesehen wurden. Es reicht scheinbar, im Flugzeug mal neben Friedrich Merz gesessen oder neben Lars Klingbeil in der SPD-Kantine gegessen zu haben, um im Kabinett zu landen. Nicht groß anders beim DFB: Spieler, die in vier Ligaspielen hintereinander beim Geradeaus laufen dem Ball ausgewichen und auch nicht gegen den Pfosten gedonnert sind, haben eine große Chance auf ein Debüt in der Nationalmannschaft. Ist das schlimm? Nein. Beim nächsten Friedensnobelpreis darf sich das Komitee aber gerne fragen: Wäre nicht die DFB-Elf mal an der Reihe?