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Arbeit – oder doch lieber Geld ausm Supermarkt?
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 19.04.2024
Es wird in Deutschland mehr gearbeitet denn je. Zeitgleich ist das Land Schlusslicht unter den Wirtschaftsnationen, was das Wachstum betrifft. Nach klassischem Dreisatz bedeutet das: Das Mehr an Schufterei bringt eigentlich nichts. Das wäre aber eine zu pessimistische Sicht auf die Dinge. Die wahre Botschaft lautet: Deutschland ist Weltklasse, wenn es darum geht, sich still zu beschäftigen. Das ist keine schlechte Nachricht. Wer zu tun hat, kommt nicht auf die Idee, Unfug zum Schaden der Allgemeinheit anzustellen. Die jüngste Kriminalitätsstatistik deckt sich mit dieser These: Ärger machen die Leute, die nichts Sinnvolles mit ihrer Zeit anfangen wollen. Dass Deutschland immer mehr abgehängt wird im internationalen Wettbewerb, gefällt der Bundesregierung überhaupt nicht. Schließlich hat die Ampelkoalition in letzter Zeit viel Zeit und Energie darauf verwendet, wirtschaftsfreundliche Maßnahmen in die Welt zu setzen: Legalisierung von Cannabis, neues Namens- und Selbstbestimmungsrecht und so weiter. Wenn all das noch keine durchschlagende Wirkung zeigt, war womöglich die Dosierung noch nicht ausreichend.
Aktuelle Entwicklungen spielen der Regierung in die Hände: im Hamburger Hafen wurde jetzt wieder eine Tonne Kokain entdeckt. Genug Stoff wäre also da, um auch härtere Drogen zu legalisieren – und zwar nur den Erwerb, nicht aber den Konsum. Das klingt jetzt vielleicht widersprüchlich. Aber es geht ja darum, die Wirtschaft zu stimulieren. Umsatz mit Kokain muss gesellschaftlich anerkannt werden, während das Schnupfen dieses Teufelszeugs nach wie vor hart bestraft gehört. Und wenn Doppelnamen als Nachnamen bislang nicht ausreichen, um ökonomisch mit den USA und China mitzuhalten, muss die Ampel eben auch Drei- und Vierfachnamen erlauben. Das sollte das Wachstum mindestens verdoppeln. Aber womöglich kann es sich Deutschland in Zukunft mit gutem Gewissen am Tabellenende gemütlich machen. Neueste Erkenntnis ist nämlich: Immer mehr Menschen besorgen sich im Supermarkt nicht nur die alltäglichen Lebensmittel, sondern immer öfter auch Bargeld. Gerade bei den Discountern und in 1-Euro-Shops soll Geld sagenhaft billig sein. Und wer Zugang zu billigem Geld hat, kann sich logischerweise das Geldverdienen sparen. Es kann also gut sein, dass für Nix und wieder Nix Arbeiten bald wieder vorbei ist. Weil es sich nicht lohnt.