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Anschlussverwendung in New York
Kolumne im Donaukurier, in der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse vom 21.03.2025
Die Frage, die die Nation diese Woche beschäftigt, lautet: Welche Anschlussverwendung gibt es für Annalena Baerbock? So wie es scheint, hat sich eine Lösung gefunden, mit der sowohl Baerbock-Ultras als auch Annalena-Skeptiker gut leben können. Sie wird für ein Jahr bei der UNO in New York zwischengeparkt. Und zwar mit dem Segen des baldigen Kanzlers Merz. Wenn Friedrich Merz nun Baerbock freies Geleit anbietet, mag das auch mit seinem Amtseid zusammenhängen. Da geht es ja unter anderem darum, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Mit diesem Posten würde die Noch-Außenministerin schon mal keinen Kostenblock für den deutschen Staatshaushalt darstellen. Und irgendwo muss man ja mit dem Sparen anfangen. Natürlich musste Merz den Grünen nicht nur ein Zuckerl, sondern quasi eine ganze Konditorei schenken, damit sie ihm zu einer Zweidrittelmehrheit für Verfassungsänderungen verhelfen. Die Grünen selber sind nämlich froh, eine Aspirantin weniger für die rar gewordenen interessanten Jobs in Germany zu haben. Denn eine Anschlussverwendung für Allround-Genies wie Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt muss ja auch noch her.
Von so einem Jahr wird die ganze Familie Baerbock profitieren. Die Kinder können unbeschwert eine faszinierende Stadt kennenlernen. Mama Baerbock kann ihre Englischkenntnisse verbessern. Und nach Aussage von Baerbock wird auch ihr Ex-Mann so oft es geht nach New York fliegen, um die Kinder zu besuchen. Für die Klimabilanz wird also auch was getan. Als Präsidentin der UNO-Vollversammlung ist Baerbock so was wie ein Au-pair für Diplomaten, die nicht allzu viel zu melden haben. Die Arbeitszeiten sind folglich überschaubar. Drum wird sie wie angekündigt wirklich mehr Zeit für die Kinder haben. Warum dennoch Kritiker von einer Fehlbesetzung reden, ist daher nicht nachvollziehbar. Gut, es soll eine gewisse Frau Schmid geben, die deutlich besser geeignet sein soll für diese Aufgabe dank mehrjähriger Erfahrung bei der UNO. Mag sein. Aber wenn Bald-Kanzler Merz sich auf diese Diskussion einlässt, hat er schon verloren. Denn Merz will beispielsweise einen Jens Spahn wieder zum Bundesminister machen. Damit beweist der CDU-Chef: Kompetenz hält er für eine vernachlässigbare Kategorie. In der Politik geht es selten um Kompetenz und sehr oft um Interessen. Aber ein Jahr New York sollte sich jeder mal gönnen.